Mittwoch, 21. März 2007

Nur ein Hingucker

Sonntag, 11. März 2007

Jack Wolfskin

Jack Wolfskin hat es inzwischen geschafft, auch Rucksäcke herzustellen, die auf die schmalere weibliche Anatomie ausgelegt sind. Das ist gut, ich würde mir so einen kaufen, auch wenn ich ein schmaler Mann bin. Aber was mich ein wenig stört: der Rucksack heißt z. B. "free flow women", während die Männervariante nicht "free flow men" heißt, sondern schlicht: "free flow".
Das heißt, der allgemeine Rucksack ist für den Mann, die "Sonderversion" für Frauen.

Exkurs: wer noch mehr Beispiele findet, wo der Mann "normal", die Frau 
"spezial" ist, darf sich gern im Kommentar dazu äußern. Mir fällt nur gerade auf, dass das auch mein Unbehagen mit den "innen" ist (siehe letzter Artikel) - dass der Normal-Bäcker immer ein Mann ist, während die Frau eine Extra-Markierung braucht. Weiblich ist nicht normal, wird mir dadurch signalisiert. Exkurs-Ende.

Bei einem kurzen Gespräch mit C., dem Freund des WG-Gspänlis, kommen wir drauf, dass es ja im Grunde auch Unsinn ist, die Varianten dem Geschlecht zuzuordnen. Denn es gibt ja Frauen wie Schränke und schmale Männer mit mehr oder weniger Taille, und es wäre praktisch, wenn die den Rucksack, die Jacke, den Schuh erwerben würden, der zu ihrer Statur passt und nicht zu ihrem Geschlechtsteil. Für eine breite Frau ist der Fall noch recht unproblematisch, aber die Hemmschwelle für einen Mann, eine Jacke oder einen Rucksack zu kaufen, der sichtbar mit "women" gelabelt ist, ist ja leider Gottes enorm.

Also wäre es doch schön, wenn die Outdoorabteilungen eher nach Schnitt und Statur eingeteilt wären statt nach Geschlecht. Das kann man dann bitte 
gleich noch auf die komplette Modebranche ausdehnen. Und wieder
wäre man der Utopie einer gender- angenehmen Gesellschaft etwas näher.


Dienstag, 6. März 2007

"Liebe Mitglieder und Mitgliederinnen," - Sprache

Zu diesem Thema habe ich mich bereits mehrere Male im Kreis gedreht, und wenn es so weitergeht, bekomme ich einen Drehwurm. Es geht um die allgemeine Anrede. Feministinnen haben ja durchgesetzt, dass Frauen jetzt sehr häufig extra genannt werden, wenn z. B. in der Zeitung die Rede ist von den Sportlern und Sportlerinnen, den Schülerinnen und Schülern und was weiß ich alles noch. Das als Errungenschaft zu feiern halte ich für Unsinn. Vielmehr wird (und das halte ich für eine Tendenz, die sich momentan trotz metrosexueller Männer verschlimmert) durch die explizite Erwähnung der "innen" - die einem doch immer irgendwie noch als tendenziell überflüssige Ergänzung vorkommt - das Vorhandensein zweier verschiedener Gruppen erzeugt. In einer gleichberechtigten Gesellschaft sollte aber eigentlich in Bezug auf die jeweilige Funktion ("Schüler", "Elektriker", "Mathematiker") völlig egal sein, ob ein Mann oder eine Frau das ist, also: eine Elektrikerin ist in ihrer Funktion als Elektrikerin eigentlich genau das gleiche wie ein Elektriker - sie unterscheiden sich hierzulande eigentlich nur in der Häufigkeit und der Bezahlung.
Im deutschen Osten war es absolut unüblich, dass Frauen an ihre Berufsbezeichnung ein "in" dranhängen. Man lernte "Schlosser", "Elektroingenieur" oder "Koch" unabhängig vom Geschlecht. Interessanterweise war da auch die Gleichbezahlung der Geschlechter garantiert.
Durch die Doppeltnennung wird also der Eindruck erzeugt, Schülerinnen seien in ihrer Funktion als Schüler etwas anderes als (männliche) Schüler. Ich finde es fraglich, dass das was bringt. Zudem habe ich oft das Gefühl, dass die Extra-Nennung der Frauen mit einem Augenzwinkern oder gar Augenrollen benutzt wird - "Damit die DAMEN sich nicht auf den Schlips - haha - getreten fühlen."

Besser argumentiert und mit noch anderen Aspekten versehen, findet sich ein Artikel zu dieser Sichtweise hier: Wider die Abschaffung des allgemeinen Menschen.

Daher verfechte ich die Auffassung (und mir ist es auch sprachlich geläufiger), dass es vollkommen angemessen ist, den ehemals allgemeinen Plural immer dann zu verwenden, wenn zwischen den Geschlechtern nicht unterschieden werden muss. Ich rede von meinen Mitbewohnern, wenn das zwei Frauen und ein Mann sind, von Kollegen, Freunden, Verwandten (bei denen käme auch niemand auf die Idee, dass ich nur männliche Verwandte habe).

Nun hat aber der Feminismus natürlich recht, dass die Tatsache, dass der ehemals allgemeine Plural grammatikalisch männlich daherkommt, dazu beiträgt, dass kleine Mädchen von heute auf Ärztekongressen, bei Professorenberufungsverfahren oder bei Anwälten etc. davon ausgehen könnten, dass diese Berufe nur von Männern ausgeübt werden (können). Dass das anscheinend wirklich so ist, belegt die Beobachtung von M., der an einer Gesamtschule neunte Klassen unterrichtet und festellen durfte, dass die Mädchen zum Thema Berufswahl eher an Berufe wie Krankenpflegerin, Anwaltsgehilfin, Arzthelferin Interesse bekundeten (auch wenn ihre Schulnoten höhere Karrierebestrebungen zulassen würden), während die Jungen ungeachtet auch schlechterer Noten eher Arzt oder Anwalt anstrebten. In diesem Zusammenhang ist es offenbar nützlich, wenn die Medien von "Politiker und Politikerinnen", "Managerinnen und Managern" etc. sprechen - damit die Idee, dass dies keine reinen Männerberufe sind, sich allmählich ausbreitet.

Ich denke, das Problem lässt sich auf der Sprachebene nicht lösen. Natürlich ist es wichtig, dass Frauen "vorkommen", sei es in der Politik, in hochkarätigen Berufen, im gesellschaftlichen Leben allgemein. Aber die Tatsache, dass es in der DDR überhaupt keine sprachliche Sensibilität dafür gab und dennoch die Frauen viel selbstverständlicher in technischen Berufen,
Führungspositionen und in sonstigen ehemaligen Männerdomänen vorkamen, zeigt doch, dass es offenbar hilfreicher ist, wenn Medien die Frau nicht vorrangig als Sexobjekt oder Anhängsel des Mannes schildern (wie es ja jetzt wieder und hier immer noch ist), sondern eben das Bild der "berufstätigen Frau" propagieren, wenn die Kinderbetreuung gesichert ist und Status und Männlichkeit zwei verschiedene Dinge sind. Da die Politik und v.a. die Medien aber keine Anstalten machen, irgendwas gegen solche Frauen- und Männerklischees zu unternehmen, bleibt die sprachliche Frage interessant. Aber eine sprachliche Utopie habe ich nicht - eine gesellschaftliche schon.