Samstag, 22. September 2007

Chefin belästigt Lehrling sexuell

Endlich finde ich wieder was zum gründlichen Drüber-aufregen. Meine Tageszeitung berichtet von einer Geschäftsführerin, die ihrem Lehrling (in der Schweiz heißt das noch so - das weibliche Pendant dazu ist übrigens "Lehrtochter" - ja, mir ist auch die Kinnlade runtergeklappt, als ich das zum ersten Mal hörte) offenbar anzügliche SMS schrieb und deswegen ihren Job quittieren muss.

So weit so gut. Das genderterroristisch geschulte Auge entdeckt beim Lesen des Artikels folgendes:

Zunächst wird versucht, die Motive und mögliche Entschuldigungen für die Chefin zu finden. Sie hätte argumentiert, sie sei "erotisch und sexuell angezogen gewesen". Hallo? Hat jemals ein Gericht sich dafür interessiert, ob ein männlicher Belästiger sein Opfer anziehend fand oder gar verliebt in es war? - Ich vermute, uns soll damit gesagt werden: "Frauen machen sowas nicht aus reiner sexueller Begierde." und "Es ist ja nicht so häufig, dass Frauen auf jemanden abfahren, während es bei männlichen Tätern ja klar ist, dass sie triebhaft handeln."

Dann wird der Lehrling, der zwar schon 19 ist, aber ja in einem besonderen Abhängigkeitsverhältnis stehe, als "knabenhafte Erscheinung" beschrieben. Was soll denn das nun wieder? Wenn er ein ausgewachsener junger Mann wäre, hätte er sicher gern mitgemacht? Nur weil er kindliche Züge hat, dürfen wir überhaupt glauben, dass er "es nicht auch gewollt hätte"? Hätte irgendwer bei einem 19jährigen Mädchen als Opfer und einem Mann als Täter was anderes als "das darf der Chef nicht, dieses Schwein" gedacht? Und wieso muss das bei einem jungen Mann noch mal verdeutlicht werden, dass er ja als Lehrling abhängig ist? Weil ein Mann ja sonst immer für sich selbst sorgen kann? Weil ein 19jähriger doch nicht von einer Frau genötigt und belästigt werden kann? Also: Mädchen sind Opfer und können sich nicht wehren, Jungen können sich immer wehren, es bedarf einer Begrüdung, wenn sie "belästigt" werden, zumal von einer Frau.

So hat eine schöne Zeitungsmeldung wieder einige Klischees bestätigt, die dafür sorgen, dass Männer und Frauen zwei ganz verschiedene Arten sind.

Nachtrag: In der gleichen Zeitung ein Artikel übers Küssen mit ein paar Tipps. Nummer 1: Kaufen sie sich einen Lippenstift für 14 Franken. Nummer 2: Kaufen Sie Ihrer Freundin diesen BH für 250 Franken. - Abgesehen vom Kommerzscheiß: Frauen haben gut auszusehen und weil sie das wissen, freuen sie sich über sinnlos teure Dessous.